Mittwoch, 8. November 2006

Baustein 2

Heinz Gralki
Diplom- und Masterarbeiten
Baustein 2: Themenfindung, Schreibbeginn, Arbeitsplan

Wie findet man sein Thema?Die Antwort auf diese Frage hängt ganz davon ab, an welcher Universität und an welchem Institut Sie studieren.
In funktionierenden Instituten existieren Forschungsprojekte in denen regelmäßig Diplomarbeitsthemen ausgeschrieben und ausgehängt werden. In einem solchen Fall ist auch die Wahl eines Betreuers kein Problem, denn in vielen Fällen sind durch die Wahl des Themas auch die Betreuer bereits festgelegt. In einer solchen glücklichen Umgebung hat man höchstens ein Auswahlproblem unter verschiedenen Angeboten das zu finden, das einem besonders liegt und das Erfolg versprechend scheint. Dann reichen meist einige wenige Gespräche mit den jeweiligen Professoren und Prüfungsberechtigten, um hier Klarheit zu gewinnen.
In anderen Instituten, in denen die akademische Welt nicht so in Ordnung ist haben Studenten häufig ein Findungsproblem und kein Auswahlproblem. Besonders schwer wird es, wenn Sie nicht besonders systematisch studiert haben und die Schwerpunkte und Forschungsbereiche der Lehrenden nur oberflächlich kennen.
Aber wie immer die Situation auch sein mag, Sie müssen in angemessener Zeit ein Thema finden. Die Zeit der Themenfindung geht dabei Ihrer begrenzten Bearbeitungszeit verloren und das kann sich bitter rächen. Halten Sie sich bitte immer wieder eines vor Augen: Ihr wichtigstes Ziel ist das Diplom.
Dem sollte sich alles andere unterordnen – eventuell auch die Attraktivität des Themas.
Was ist nun eine angemessene Zeit für die Themenfindung?
Zwei Tage mit einem Zwischenraum von drei bis vier (maximal sieben) Tagen!
Wenn Sie sehr viel länger brauchen, sprechen Sie doch einmal mit den Mitarbeitern der Studienberatung der FU. Hier können Sie auch eine psychologische Beratung in Anspruch nehmen und zwar direkt, oder auch in einem Chat
Studierende haben hier die Möglichkeit, mit einer Beraterin/einem Berater über psychische Schwierigkeiten zu chatten. Das können Themen wie z.B. "Aufschieben", "Einsamkeit" oder "(Prüfungs-)Ängste" sein, aber auch alle anderen Dinge, die einer/einem auf der Seele liegen. Ein ca. halbstündiger Chat findet anonym und "unter vier Augen" in einem virtuellen Beratungsraum statt, immer dienstags in dem Zeitraum zwischen 18.00 bis 20.15 Uhr. Die Beraterinnen und Berater sind Psychologiestudentinnen und -studenten im Hauptstudium ab dem 7. Semester.
Außerdem gibt es hier auch schriftliches Material, das Ihnen bei Ihrem Kampf mit Schreibblockaden und Themenfindungsschwierigkeiten hilft.
Wenn Sie diesen Weg nicht gehen wollen, reden Sie mit Kommilitonen, besuchen Sie Sprechstunden von Lehrenden, googeln Sie und schauen Sie sich Diplomarbeiten bei www.diplomarbeiten.de an. Mit etwas Kreativität bei der Auswahl der Suchworte kriegen Sie schnell eine Übersicht über Themen, die in Ihren Bereich fallen. Ich habe z.B. nach Diplomarbeiten zum Thema “Soziologie / Internet“ gesucht und die folgenden Ergebnisse gefunden:
• Bedeutung und Nutzbarkeit von Ratings für in Deutschland zugelassene Publikumsfonds im Beratungsprozess der Fondsvermittlung bei einem privaten Finanzdienstleister
• Der Zusammenhang zwischen Interaktivität und Partizipation in Demokratien -
Untersucht am "virtuellen Wahlkampf" 2004 in den USA
• Der Plattenspieler im Umfeld der digitalen Audiowiedergabemittel
• Erklärungsansätze für spekulative Blasen auf Aktienmärkten
Ein Vergleich
• Gesundheit und gesundheitliche Versorgung von Migranten in der BRD
• Multimedia kann alles - aber wer kann Multimedia?
Eine Untersuchung zum Verhältnis von technischer Kompetenz und Interaktivität bei Internetnutzern
• Spielfilmmarketing im Internet
Eine Erläuterung des Marketings für Spielfilme im Internet anhand einer Produktanalyse von Spielfilmwebseiten
• Internetauftritte deutscher politischer Parteien
• Rationalisierungsmythen der New Economy
Eine neo-institutionalistische Rekonstruktion des Internet-Hypes am Typus des New Economy Unternehmens
• Partizipation in der Stadtplanung
Möglichkeiten und Grenzen des Einsatzes neuer Medien
Und wenn Ihnen dort eine Diplomarbeit gefällt, können Sie sie gegen einen - wenn auch stattlichen - Betrag von 74€ auch kaufen. Aber auch wenn Sie das nicht investieren wollen: sie bekommen auf jeden Fall kostenlos das Inhalts-Verzeichnis und eine Zusammenfassung der Arbeit.
Suchen können Sie aber auch bei studies online. Dis ist zwar insgesamt eine schöne Seite mit Informationen über alle deutschen Universitäten, aber die Preise für das vollständige Herunterladen der Diplomarbeiten sind nicht günstiger. Gleiches gilt für diplom.de
Wenn alle Stricke reißen – aber das ist mehr als unwahrscheinlich – dann können Sie auch Themenvorschläge kaufen! Der Anbieter studeo hat sich auf Hilfestellung bei Diplomarbeiten spezialisiert, er tut vieles für Sie, nur eines nicht: schreiben müssen Sie selbst. Inwieweit die zentrale Forderung an Diplomarbeiten, dass der Student sie selbständig geschrieben haben muss, durch diesen Service beeinträchtigt wird, wäre wohl eine Frage an findige Juristen, wenn eine solche Frage mal vor ein Gericht käme.
Im Zusammenhang mit Ihrer Recherche nach einem plausiblen Thema sollten acht häufige Irrtümer über Diplomarbeitsthemen besprochen werden. Ich orientiere mich dabei an dem eben bereits genannten Dienstleister studeo.
Irrtum 1: Ein Thema muss spektakulär sein.
• Richtig ist: Das Thema muss eine Frage enthalten, deren Beantwortung einen wie auch immer gearteten Nutzen hat.
• Gefahren: Das Thema wird zu anspruchsvoll wenn man nach Spektakulären sucht
• Tipp: Es ist besser kleinere Brötchen zu backen, aber das dann konsequent und strukturiert zu einem nützlichen Ergebnis führen.
Irrtum 2: Ein Thema muss brandaktuell sein.
• Richtig ist: Das Thema sollte zwar nach Möglichkeit einen aktuellen Bezug haben, aber gänzlich neue Themen eignen sich bestenfalls für Dissertationen.
• Gefahren: Das Thema ist wissenschaftlich noch nicht erforscht und es gibt kaum wissenschaftliche Literatur.
• Tipp: Auch bereits erforschte Themen können unter aktuellen Aspekten aufbereitet und betrachtet werden.
Irrtum 3: Ein Thema muss ausführlich formuliert sein.
• Richtig ist: Auch kurze Themen können anspruchsvoll sein. Je detaillierter der Titel desto beschränkter die Möglichkeiten, in der Arbeit noch zu variieren.
• Gefahren: Das Interesse des Professors kann durch die zu ausführliche Formulierung nicht voll berücksichtigt und seine Vorgaben nur unzureichend erfüllt werden.
• Tipp: Bringen Sie in Erfahrung, was Ihren Betreuer interessiert und berücksichtigen Sie es bei Ihrer Themenformulierung.
Irrtum 4: Ein Thema darf noch nicht bearbeitet worden sein.
• Richtig ist: Das gilt nicht für eine Diplomarbeit, es kann auch nicht ermittelt werden, da Diplomarbeiten nicht veröffentlicht werden
• Gefahren: Die Suche nach einem unbearbeiteten Thema kostet viel Zeit, ist meist erfolglos, auf jeden Fall jedoch unnütz
• Tipp: Ein bereits bearbeitetes, interessantes Thema bietet gute Anhaltspunkte für eine neue Betrachtung und damit Arbeit.
Irrtum 5: Ein Thema muss umfangreich sein.
• Richtig ist: Das Thema kann und soll nur einen Ausschnitt aus der Wirklichkeit behandeln.
• Gefahren: Das Thema ist zu unspezifisch, der Fokus ist unklar, es gibt keine klare Aufgabenstellung für das Thema.
• Tipp: Grenzen Sie das Thema ein, damit Sie es bearbeiten können. Formulieren Sie es eindeutig und achten Sie besonders auf die Forschungsfrage. Eine zu weit gefasste, ungenaue Themenstellung führt zu Ziellosigkeit, Verzettelung und Stress
Irrtum 6: Ein Thema muss wissenschaftlich sein.
• Richtig ist: Ein Thema muss nicht nur theoretisch sein. Wissenschaftlich heißt, mit wissenschaftlichen Methoden arbeiten.
• Gefahren: Durch die Verwechslung von theoretisch und wissenschaftlich entstehen trockene Titel, die Verfasser und Prüfer langweilen.
• Tipp: Praxisrelevante Aspekte und persönliche Interessen einzuarbeiten und wissenschaftlich zu beleuchten kann zu guten Arbeiten führen.
Irrtum 7: Ein empirisches Thema muss statistisch umfassend ausgewertet werden.
• Richtig ist: Neben quantitativen Analysen gibt es auch qualitative. Die ist häufig der Sache angemessener als eine umfangreiche quantitative Auswertung.
• Gefahren: Die Auswertungsmethoden sind zu anspruchsvoll. Der Lernaufwand für die zugrunde liegende Statistik viel zu hoch.
• Tipp: Passen Sie das Thema so an, dass Sie es mit Ihrem gegenwärtigen statistischen Wissen bewältigen können.
Irrtum 8: Ein Thema sollte bereits ausführlich erforscht sein.
• Richtig ist: Auch wenig beachtete Themengebiete können reizvoll für Verfasser und Prüfer sein.
• Gefahren: Das Thema ist ausgelutscht und bietet gar nichts Neues.
• Tipp: Prüfen Sie, ob Sie für das Thema nicht wenigstens einen aktuellen Bezug finden.

Sie haben nun Ihr Thema gefunden. Damit die eigentliche Arbeit aber beginnen kann, bedarf es noch zweier Schritte:
1. Sie müssen sich einen Betreuer suchen und ihm das Thema vorstellen und
2. Sie müssen es beim Diplomprüfungsamt einreichen
Zu 1
Stellen Sie sich bitte vor, Ihr Betreuer hätte die Möglichkeit, eine begrenzte Zahl von Prämien für gute Diplomarbeitsthemen zu vergeben – um Ihre Fantasie anzuregen: er hat 2000 € zu vergeben. Wie soll er entscheiden, welche Themen in die engere Wahl kämen? Nur durch einen Text von Ihnen, durch ein Exposé. Dieses Exposé soll max. 4000 Zeichen (mit Lehrzeichen) lang sein, sehr klar und sehr deutlich Ihr Vorhaben beschreiben, sowie eine – und nur eine – zentrale Forschungsfrage enthalten. Ja, und es sollte neugierig machen und motivieren.
Im Exposé wird der Untersuchungsgegenstand eingegrenzt, die zentralen Fragen gestellt, der Arbeitsauftrag definiert, Hypothesen aufgestellt und erklärt, wie Sie methodisch vorgehen wollen.
Dummerweise wird der Preis erst nach Beendigung Ihrer Arbeit ausgezahlt. Uneingelöste Versprechen sollten Sie also nicht machen, um Ihren Preis nicht zu gefährden
Zu 2
Wenn Ihr Thema eingereicht ist, können Sie es nicht mehr verändern! Von diesem Tag an, sollte es Ihnen nur noch um Ihre Arbeit gehen. Wer jetzt noch einen dreiwöchigen Tauchurlaub auf den Malediven bucht, handelt fahrlässig. Sechs oder neun Monate schlafen Sie abends mit Ihrem Thema ein und wachen morgens mit Ihrem Thema auf.
Nach der erfolgreichen Themenfindung – die niemals länger als eine Wochen dauern darf - lässt sich die Arbeit, die vor Ihnen liegt, in fünf Schritte gliedern:
1. Mit dem Schreiben beginnen, das Thema präzisieren
2. Literatur finden und bearbeiten
3. Die Rohfassung des Textes schreiben
4. Den Text kürzen, ergänzen und verfeinern
5. Die Arbeit in eine Endfassung bringen.
Und dann erfolgt die Abgabe.
1. Mit dem Schreiben beginnen, das Thema präzisieren
Jeder hat seine individuelle Arbeitsweise beim Schreiben eines Textes. Der eine sitzt vor den Büchern und schreibt lange Exzerpte, die andere füllt – wie Thomas Mann oder Niklas Luhmann – Zettelkästen mit Tausenden von Notizen. Wieder ein anderer malt große Poster mit seinen Ideen und hängt sie sich übers Bett oder den Schreibtisch.
Wie immer aber Ihre jeweilige Arbeitsweise aussieht, Sie werden bei der Bearbeitung Ihrer Diplomarbeit immer bestimmte Schritte durchlaufen, die ich idealtypisch skizzieren möchte.
Die Schrittabfolge ist dabei nur selten linear und geht in eine Richtung. Meist hat die Abfolge Schleifen – die Sie zu einem früheren Schritt zurückführen oder Sprünge, die weit in die Zukunft gehen.
Dadurch dass Sie mit einem PC arbeiten, ist ein solches iteratives Verfahren leicht möglich. Kein geschriebenes Wort geht verloren. Ein am ersten Tag geschriebener Satz kann auch im endgültigen Text Ihrer Diplomarbeit auftauchen – das ist allerdings selten.
In dieser ersten Phase, also nach der Einigung über das Thema mit Ihrem Betreuer, geht es darum, Ihre Fantasie zum Thema in eine weitere schriftliche Form zu bringen. Ihr 4000 Zeichen-Papier war die erste Form und jetzt sollten Sie daran weiterarbeiten.
Nach dieser ersten Phase wird Ihr Thema mit hoher Wahrscheinlichkeit präziser als zu Beginn sein, und Sie haben einen Text in der Hand, der Ihnen einen ersten Kurs angibt, dem sie mit der Aussicht auf Erfolg folgen können.
Den meisten Studenten fällt es nicht leicht mit dem Schreiben einer Arbeit zu beginnen. Glauben Sie also bitte nicht, Ihre Schreibprobleme seien etwas Einmaliges oder auch nur Ungewöhnliches. Sie sollten aber nicht damit rechnen, dass Ihre Kommilitonen das alle sofort zugeben. Über die Möglichkeit in einer solchen Situation die Studienberatung aufzusuchen, hatte ich ja bereits geschrieben.
Übrigens: die Angst vor der ersten Seite haben auch andere, auch professionell Schreibende, auch Professoren.
Es ist die Angst, sich festzulegen und dadurch Wichtiges auszulassen. Um aber nicht zu sehr unter einem schlechten Gewissen zu leiden, tappt man dann leicht in eine verhängnisvolle Falle: man liest und liest und liest, um sich zu beruhigen, um sagen zu können: ich arbeite an meiner Diplomarbeit. Ebenso fatal ist es aber auch von einer Beratung zur nächsten zu laufen und immer wieder über die Arbeit zu reden.
Das viele Lesen und Reden über Ihre Arbeit hat verhängnisvolle Folgen: Sie verlieren das Vertrauen in Ihre eigenen Gedanken und Ideen. Diese erscheinen, verglichen mit den klugen Texten, die Sie lesen, und den wohlmeinenden Worten die Sie hören, höchst unwichtig und belanglos.
Dabei sollte die erste Phase Ihrer Arbeit einen spielerischen und kreativen Charakter haben, den Sie genießen sollten. Es ist der Frühling Ihrer Arbeit. Alles was danach folgt, ist harte Arbeit.
Ich gehe einmal davon aus, dass das Thema mit Ihrem Betreuer abgesprochen haben. Weiter gehe ich davon aus, dass das Thema Sie interessiert. Ein brennendes Interesse am Thema ist zwar keine Voraussetzung, aber durchaus hilfreich.
Ich stelle Ihnen nun drei Verfahren vor, die Ihnen in der ersten Phase Ihre Arbeit erleichtern und die alle drei einen spielerischen Charakter haben. Nebenbei: sie sind nicht nur in der ersten Phase Ihrer Arbeit sinnvoll, sondern Sie können sie in jedem Kapitel verwenden, in jeder schwierigen Phase einsetzen.
• Free Writing
• Mindmaps
• Mindmanager
Verstehen Sie bitte diese Empfehlungen nur als Empfehlung. Nicht jeder wird sich damit anfreunden können und stattdessen seine eigenen, in langen Jahren entwickelten Arbeitstechniken bevorzugen. Auch habe ich schon von Leuten gehört, die von Studenten gehört haben, die sich an einem Montagmorgen an ihren Schreibtisch setzen, ununterbrochen schreiben und drei Wochen später, an einem Freitagabend, mit einer druckfertigen Arbeit fertig sind.

Free Writing

Das Konzept funktioniert am besten wenn Sie mit der Hand und nicht am PC schreiben. Ich habe aber auch gute Erfahrungen mit meinem PDA gemacht. Er erkennt meine Handschrift recht gut und wenn mir das Ergebnis gefällt, kann ich es schnell als WORD-Text auf meinen PC bringen.
Aber versuchen Sie es erst einmal mit einem Blatt Papier und wählen sich Ihr Thema, das Sie bearbeiten wollen aus.
Die wenigen Regeln die Sie nun befolgen sollten, sind recht einfach
• Stellen Sie eine Stoppuhr oder einen Timer auf 20 oder 30 Minuten
• Schreiben Sie, was Ihnen durch den Kopf geht.
• Die schreibende Hand soll immer in Bewegung bleiben
• Lesen Sie nicht was Sie geschrieben haben. Schreiben Sie einfach weiter, auch Unsinn und Ausschweifungen! Schreiben Sie!
• Löschen oder korrigieren Sie nichts
• Kümmern Sie sich nicht um Rechtschreibung und Grammatik
• Wenn wirklich nichts mehr geht, schreiben Sie einfach "Mir fällt nichts ein" und zwar so lange und immer wieder bis Ihnen wieder etwas einfallt.
• Wenn der Timer klingelt, schreiben Sie den letzten Gedanken fertig und hören Sie auf

“Wenn man nicht darüber nachdenkt, wie man den Text am besten strukturiert, und Assoziationen zulässt, kommen oft pointierte Ideen. Ein wesentlicher Vorteil: Man hat seine Ideen nicht nur im Kopf, sondern gleich schwarz auf weiß festgehalten, sodass sie nicht verloren gehen.
Der Fehler vieler Studenten ist, dass sie gleich mit der Endfertigung beginnen wollen. Wissenschaftliches Schreiben ist ein "Schreiben ohne Ich", aber man kann keinen komplexen Text ohne eigene Gedanken schreiben. Bei Diplomarbeiten sollten Studierende ihre Idee ungeordnet zu Papier zu bringen, noch bevor sie mit der Materialsammlung beginnen. Diese Erstversion, die ja niemand zu Gesicht bekommen wird, kann schlecht formuliert, holprig und unvollständig sein. Das Wichtigste an einer Erstversion ist, dass sie da ist. Dabei hilft auch, sich in ein Cafe zu setzen, dort zu schreiben. Für das Endprodukt kann man wieder an den Arbeitstisch zurückkehren“
(Stangl. http://arbeitsblaetter.stangl-taller.at/PRAESENTATION/schreibtechniken.shtml)
Mindmaps
Die Idee der Mindmaps beruht auf einer eher simplen Idee des britischen Mentaltrainers Tony Buzan. Er wurde mit einer Reihe populärwissenschaftlicher Bücher zu den Themen Kreativität, Mnemotechnik, Schnelllesen und Lernen bekannt und er hat den Begriff "Mindmap" geprägt.
Tony Buzan führt zur Begründung dieses Vorgehens an, dass durch diese Technik die rechte, die kreativere Gehirnhälfte, stärker aktiviert wird. Niemand wird prüfen können, inwieweit diese populärwissenschaftliche Begründung richtig ist, aber viele glauben daran – und der Glaube versetzt ja bekanntlich Berge. Probieren Sie es doch selbst einmal aus:
Die Regeln, die Sie dabei beachten sollten sind ebenso einfach wie die beim Free Writing
Mindmap - frei übersetzt etwa “Gedanken-Landkarte“ - ist eine Technik zur Ideenfindung und zur Strukturierung dieser Ideen.
Eine Mindmap ist nichts anderes als eine visuelle Darstellung von Ideen und Einfällen. Der Zentralbegriff kommt in die Mitte und alles was dazu einfällt, wird in Form von Ästen und Zweigen drum herum platziert. Buzon empfiehlt mit vielen Farben und Skizzen zu arbeiten, also zu visualisieren. Eine Map zum Thema “Sturm“ könnte dann so aussehen:

Hier fehlt ein Bild. Wenn ich diesen Text als Download einstelle, wird es da sein


Die “Regeln“ zum Arbeiten mit Mindmaps sind einfach und können nach Beleiben auch verändert werden:
• Nehmen Sie ein großformatiges Stück Papier, es kann ein Blatt von einem Zeichenblock sein aber auch ein Bogen Packpapier
• Benutzen Sie dicke Filzschreiber – möglichst mit verschiedenen Farben
• Schreiben Sie das Thema – oder das Stichwort – in die Mitte des Bogens
• Lassen Sie die Grunddimensionen in Form von Ästen vom Mittelpunkt ausgehen
• Lassen Sie von den Grundästen, Zweige und Unterzweige ausgehen
• Arbeiten Sie, wo immer es geht, mit Symbolen, kleinen Bildern und anderen Visualisierungen
• Wenn Ihnen nichts mehr einfällt, ziehen Sie Äste und Zweige mit dem Filzschreiben nach – es fällt Ihnen dann mit Sicherheit etwas ein
• Hängen Sie Ihre Mindmap an Ihren Arbeitsplatz an die Wand
Wenn Sie mit dieser Technik experimentieren, werden Sie wahrscheinlich eine verblüffende Erfahrung machen: wenn Sie am nächsten Morgen aufwachen und sich Ihre Mindmap ansehen, haben Sie plötzlich viele neue Ideen. Ihr Unterbewusstsein hat sich in der Nacht mit Ihrer Map beschäftigt und ist kreativ geworden. Nehmen Sie schnell die Filzstifte in die Hand und ergänzen Sie Ihre Map.
Über Generationen wurde diese Methode im Managementtraining jeder großen Firma vermittelt und Legionen von Managern bekamen von den Filzstiften bunte Finger.
Dennoch: durchgesetzt hat sich die Idee der Mindmap nie so recht. Die Gründe sind offenkundig:
• Der Text beschränkt sich auf kurze Stichworte – es gibt keinen Platz für längere Texte
• Der Platz für Zweige und Ideen ist begrenzt.
• Die Grundstruktur der Zweige und Äste lässt sich praktisch nicht verändern
Dies wurde erst anders, als die Idee der Mindmap Anfang der 90iger Jahre auf dem Computer realisiert werden konnte. Eine Zeitlang konkurrierten verschiedene Softwareanbieter mit plausiblen und halbwegs gleichwertigen Programmen, dann hat sich aber die Softwareschmiede “mindjet“ mit ihrem “Mindmanager“ durchgesetzt und ist zum Marktführer geworden.
Mit diesem Programm können nun Maps sehr viel professioneller und funktionaler realisiert werden.


Mindmanager
Das Programm Mindmanager der Firma mindjet hat die Idee von Tony Buzan aufgegriffen und eine überzeugende, beeindruckende Software dazu entwickelt. Leider ist es mit für 230,84 Euro recht teuer. Allerdings können Sie sich eine voll funktionsfähige Demoversion kostenlos unter der o.g. Adresse herunterladen und es drei Wochen lang ausprobieren. Es lohnt sich! Nicht nur für Ihre Diplomarbeit, sondern für alle, auch zukünftigen Aufgaben. Es wäre eine Investition fürs Leben und immerhin billiger als der schwarze 60 GB ipod von Apple.
Im Mindmanager gibt es nun eine Funktion, die wie geschaffen ist für die Phase Ihrer Arbeit, in der Sie sich jetzt befinden. Es ist die Funktion “Brainstorming“. Ich demonstriere Ihnen diese Funktion am besten an einem Beispiel. Es soll darum gehen, eine Arbeit über den Islam zu schreiben. Wenn ich die Funktion Brainstorming einschalte, öffnet sich ein Fenster in das ich alle Stichwörter eingebe, die mir zum Thema einfallen. Nach wenigen Minuten (Ihr Timer ist auf 10 Minuten eingestellt) haben Sie das folgende Bild Ihrer Ideen

Hier fehlt ein Bild

Nun können Sie Ihre Ideen gruppieren und verschieben und schon sind Ihre Gedanken strukturiert und lassen sich weiterverarbeiten.

Hinter jedem Zweig können Sie nun Texte, Grafiken und Bilder legen, so dass sich alles an wichtigen und interessanten Informationen in Ihrer Map ansammelt.


Ich zeige Ihnen ein Beispiel aus meiner Vorlesung “Einführung in die Soziologie“

Hier fehlt ein Bild

Sie sehen, dass das Thema wieder in der Mitte der Map steht und dass von diesem Zentrum nun Zweige und Äste ausgehen. Ein Ast hat hier z.B. die Bezeichnung “Habermas“. Von diesem Ast gehen fünf Zweige ab – und hinter jedem Zweig liegt – ohne dass Sie es hier sehen können - viel Text, der ähnlich wie in WORD bearbeitet werden kann. Zum Ast “Elias“ sehen Sie ein Textbeispiel.
Die Texte erscheinen durch Mausklick in einem gesonderten Fenster und Sie können sie ebenso wieder hinter dem Ast oder dem Zweig verstecken.
Diese computergenerierten Mindmaps zeichnen sich durch eine Reihe von bemerkenswerten Eigenschaften aus, die den kreativen Arbeitsprozess, wie er in dieser Phase nötig ist, deutlich fördern.
• Die Äste und Zweige können beliebig erweitert und verschoben werden – man kann also seine Ideen verschieden gruppieren
• aus Ästen Zweige und aus Zweigen Äste werden – aus Hauptkapiteln können Unterkapitel werden und umgekehrt
• Jedem Zweig oder Ast können Farben, Grafiken und Texte in beliebigem Umfang beigefügt werden. Die Texte können wie in einem normalen Textverarbeitungsprogramm eingegeben und formatiert werden – sie können aber auch über “Copy and Paste“ jeden digitalem Dokument (also auch aus dem Internet) entnommen werden.
• Aus jeder Map heraus können Dokumente sowohl auf dem eigenen Computer als auch aus dem Internet über bequem zu erstellende Links aufgerufen werden.
• Die gesamte Map kann in ein WORD-Dokument (oder auch Power-Point Dokument) umgewandelt werden sie müssten Ihre Arbeit dann nur noch formatieren.
Der Mindmanager unterstützt also bei kreativen Denkprozessen und der Entwicklung von Konzepten und Ideen. Das Programm erleichtert die schnelle Erfassung, Aufbereitung und logische Organisation von Fakten und Ideen – also eben genau die Prozesse, die für Sie beim Schreiben von Diplomarbeiten nötig sind.
Und noch etwas ist erwähnenswert. Der Mindmanager ist auch ein hervorragendes Instrument des Projektmanagements. Er verwaltet ihre Termine, sortiert anstehende Aufgaben nach Prioritäten und Ressourcen, arbeitet mit Outlook zusammen und vieles mehr.
Eine einzige Map kann so zu einem Zentrum Ihres gesamten Vorhabens werden und Ihnen somit helfen in dem komplexen Schreibprozess die Übersicht zu behalten.
Die kurze Beschreibung gibt aber nur einen sehr groben Überblick über die Möglichkeiten des Programms. Sie können sich das Programm aber kostenlos unter www.mindjet.de herunterladen und drei Wochen damit experimentieren und spielen. Danach müssten Sie das Programm allerdings für 230,84 Euro (erweiterte Version 346,84 Euro) kaufen – wenn sich die FU nicht entschließt, sich am Mindmapping Programm des Anbieters mindjet zu beteiligen, wie einige andere Universitäten das bereits tun. Dann würden Studenten eine kostenlose Lizenz erhalten.
Darüber hinaus bietet Data-Becker auch eine Mindmap Version für 65 € an, die aber mit der Mindjet Version nicht kompatibel ist.

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